Es gibt Hinweise darauf, dass der Weinbau im Douro-Tal bereits zur Römerzeit betrieben wurde. Im Mittelalter wurde Wein in erster Linie für die Köster und für den Gottesdienst erzeugt, die ebenen Flächen des nutzbaren Landes hingegen waren für den Anbau von Getreide, insbesondere für Mais vorgesehen. Reben wurden in den Aussparungen der Stützmauern (pilheros) gepflanzt. Die eigentlichen Weinberge wurden erst Mitte des 18. Jahrhunderts bepflanzt, als auch die Engländer begannen, sie für die Weinproduktion zu erwerben.
Zu dieser Zeit war England bereits enge Beziehungen mit Portugal eingegangen. Jedes Mal wenn Portugal mit seinem mächtigen Nachbarn Spanien Krieg führte, unterstützten die Streitkräfte Englands das kleinere Land. Schon früh gewährten die beiden Länder einander gegenseitige Privilegien - ein lebhafter Handel mit englischen Waren (insbesondere Textilien) im Austausch für portugiesisches Obst und Olivenöl war seit dem 13. Jahrhundert in vollem Gange. Das Wachstum des kleinen Landes in der Zeit der kolonialen Expansion ging weit über seine Kapazitäten hinaus und führte zu einer erheblichen Verarmung. Die Einwohner von Porto bekamen damals den Namen „tripeiros“ (Kuttelesser), da sie keine andere Wahl hatten, als Innereien zu essen. Heute gelten die „tripas à moda do Porto“ immer noch als lokale Spezialität.
Die Engländer nutzten die portugiesische Krise geschickt aus und schlossen weitere bilaterale Handelsabkommen, die Portugals Abhängigkeit von den britischen Inseln immer weiter verstärkte. Portugiesischer Wein wurde bereits früh nach England exportiert, genoss aber zunächst keinen guten Ruf. Als im Jahre 1689 der Krieg zwischen Frankreich und England ausbrach, war es den Engländern streng verboten, französischen Wein zu trinken und sie mussten neue Quellen erschließen.
„Portwein“ erschien auf der Bildfläche um 1670. Die Zugabe von Branntwein erleichterte die Lagerung des Weins und machte es so möglich, dass der Wein bei seiner Verschiffung nach England keinen Schaden nahm. Wenn der Branntwein dem Wein während der Gärung hinzugefügt wurde, behielt dieser einen Restzuckergehalt, was den Geschmack und die Lagerungsfähigkeit verbesserte. So wurde Portwein beim englischen Volk immer beliebter.
Die starke Nachfrage nach Portwein in England führte zu einer Überproduktion in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Preisverfall und ein schlechter Ruf des Portweins waren die Folge. Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, wurde im Jahr 1756 ein System der Herkunftskontrolle sowie eine regionale Klassifizierung (die weltweit erste ihrer Art!) eingeführt. Weine von hochwertig eingestuften Lagen (sogenannter „vinho de feitoria“) waren für den Export vorgesehen, während Weine von minderwertigen Anbauflächen auf den Verkauf im Inland beschränkt waren. Man nannte sie „vinho do ramo“ (ramo = Zweig eines Strauches), weil die Büsche anzeigten, wo solche Weine verfügbar waren. Es wird angenommen, dass dieser Brauch der Ursprung des englischen Sprichworts „guter Wein braucht keinen Strauch“ ist.
Die königliche Verordnung von 1756 wurde mehrmals geändert, ist aber im Grunde bis heute gültig. Schwere Granitblöcke, wie sie in der gesamten Douro-Region zu finden sind, wurden für die Abgrenzung der besten Anbauflächen verwendet. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts reichte der Weinbau nicht weiter als bis zu den Stromschnellen des Cachão de Valeira. Dieser große Felsen erschwerte die Schifffahrt und damit den relativ schnellen Transport der Weinfässer. 12 Jahre dauernde Bauarbeiten waren vonnöten, um diesen Flussabschnitt schiffbar zu machen. Aus diesem Grund wurde der Weinbau in der Region des Douro Superior erst im frühen 19. Jahrhundert wirtschaftlich rentabel. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Weinbau in der Douro-Region von Katastrophen heimgesucht, wie wir sie auch von anderen Weinbauregionen in Europa kennen: 1890 zerstörten der Mehltau und die Reblaus etwa 65% der Weinbauflächen des Douro-Tals. Nachdem die Grundlage ihrer Existenz vernichtet worden war, sahen sich viele Winzer gezwungen, ihre Weinberge aufzugeben. In der Folge entstanden große Weingüter, die in den Besitz einer Handvoll Investoren gelangten, die die zerstörten „Quintas“ für relativ wenig Geld kaufen konnten. Eine der prominentesten Persönlichkeiten in der Geschichte des Weinbaus in der Douro-Region war Dona Antónia Ferreira. Sie besaß offenbar viel Weitblick und konnte künftige Entwicklungen voraussehen, und konnte so als geschickte Geschäftsfrau viele Weinberge kaufen, von denen einige sogar an völlig unzugänglichen Orten lagen (wie die Quinta do Vale Meão im Douro Superior). Als sie im Jahre 1890 verstarb, hinterließ sie ihrer Familie mehr als 30 solcher Quintas. Unter den (vorwiegend britischen) „Shippers“ – Handelsunternehmen mit Sitz in Porto – war es gegen Ende des 19. Jahrhunderts Mode geworden, ebenfalls eine Quinta in der Douro-Region zu besitzen. Einige der dortigen Gebäude zeigen daher architektonische Spuren des englischen Kolonialstils.
Bis 1870 gab es viele sogenannte „Quinta-Weine“, also Weine, die von lokalen Weinbauern produziert und vermarktet wurden. Die „Shipper“, die sich in Porto etabliert hatten und hauptsächlich diese Quinta-Weine exportierten, ersetzten die Weinbauern als Produzenten zunehmend. Um ihren Kunden Portweine mit gleichbleibender Qualität anbieten zu können und die Unberechenbarkeit der Natur und der Winzer zu umgehen, entwickelten sie nach und nach eigene Marken-Weine. Sie verschnitten Weine aus verschiedenen Weinbergen und produzierten Portweine als eigene „Haus“-Marken, die in ihren Kellern in Vila Nova de Gaia (gegenüber von Porto) reiften, um anschließend weltweit vermarktet zu werden. Diese Trennung von Produktion (Weinberge in der Douro-Region) und Reifung/Vermarktung (in Vila Nova de Gaia) ging schließlich so weit, dass sogar ein Gesetz verabschiedet wurde, wonach Portweine ausschließlich von Vila Nova de Gaia aus exportiert werden konnten. Dieses Gesetz wurde erst 1986 aufgehoben, als Portugal der Europäischen Union beitrat. Seine Abschaffung führte in der Douro-Region zu einer wahren Weinbau-Revolution.
Das Gesetz vom 8. Mai 1986 verfügte, dass Weinproduzenten in der Douro-Region das Recht haben, ihre Produkte unabhängig zu exportieren. Einige Einschränkungen blieben jedoch weiterhin bestehen. Die Weingüter mussten mindestens 150.000 Flaschen auf Lager haben sowie einen Lagerbestand über mindestens 3 Jahre vorweisen können. Darüber hinaus durften nur Flaschen und keine Fässer in den Verkauf gelangen. Von dieser neuen Verordnung konnten zunächst nur die Shipper profitieren, die bereits Quintas in der Douro-Region besaßen, und die somit in der Lage waren, Single-Quinta Weine als eigenständige Marken zu vermarkten.
Trotz alledem machten sich seitdem viele Produzenten in der Douro-Region unabhängig. Da die oben genannten Einschränkungen nur für Portwein gelten, hat die Produktion von Rotwein (auch „vinho de mesa“ – Tafelwein genannt) beträchtlich zugenommen, und jedes Jahr kommen neue, interessante Weine auf den Markt.
Das Douro-Tal ist derzeit eine der spannendsten Weinbauregionen Europas, da die Produzenten, die bisher nur Trauben lieferten, nun selbst Wein produzieren und dabei immer mehr Erfahrungen im Anbau und bei der Weinbereitung sammeln. Sie verstehen es immer besser, das Beste aus ihren Böden und den typischen Merkmalen ihres Terroirs herauszuholen – und sie gewinnen dabei immer mehr an Selbstvertrauen. Ein wesentlicher Vorteil besteht auch darin, dass sich die Produzenten in Genossenschaften zusammentun und sich der Notwendigkeit bewusst sind, ihre ausgezeichneten Weine gemeinsam zu vermarkten, um die Douro-Region entsprechend auf dem Markt zu positionieren. Die Tatsache, dass die einheimischen Rebsorten der Douro-Region weiterhin angebaut werden und nicht durch ausländische Sorten ersetzt worden sind, ist ebenso von unschätzbarer Bedeutung. Zusammen mit den herausragenden geologischen und klimatischen Bedingungen garantiert dies den eigenständigen und unverwechselbaren Charakter der Weine aus dem Douro-Tal.